Eine Umfrage ergibt, dass viele Menschen finanziell zufrieden sind – und Aktien weiter unbeliebt. Viele Leute lassen dadurch Renditechancen aus.
Thomas Schaufler versucht, es anschaulich zu machen. 2140 Milliarden Euro, sagt er, hatten die Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr auf ihren Sparkonten – additionally etwa Tagesgeld- und Festgeldkonten oder auf dem Sparbuch – liegen. Im Schnitt lag die Inflation 2023 bei sechs Prozent, der Einlagenzins, den man fürs Geld auf dem Sparkonto erhielt, bei drei Prozent. „64 Milliarden Euro sind den Sparern durch die Inflation so actual verloren gegangen“, sagt der Privatkundenvorstand der Commerzbank. „Reines Sparen ist Geldvernichtung“, fügt er hinzu.
Oder nochmal anders, das ganze in Waschmaschinen gerechnet: Jeder Mensch in Deutschland habe sozusagen 50 Waschmaschinen zu Hause stehen. „Was sie als Notgroschen vorhalten, ist einfach zu viel“, moniert der Supervisor.
Er stellt am Mittwoch, gemeinsam mit Jörn Pyhel vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos, die „Anlagestudie 2024 – so investiert Deutschland“ vor. Dafür hat Ipsos Ende 2023 insgesamt 3200 Menschen über 18 Jahren in Deutschland befragt – es ist damit eine recht große und laut Pyhel repräsentative Studie.
Viele Mieterinnen und Mieter können nicht sparen
Zunächst die gute, und angesichts der mannigfaltigen Krisen in der Welt auch etwas überraschende Nachricht: Elf Prozent der Befragten sind sehr zufrieden und 45 Prozent eher zufrieden mit ihrer persönlichen finanziellen Scenario – sehr unzufrieden dagegen nur zwölf Prozent. Und: 54 Prozent der Befragten sind bezüglich ihrer persönlichen finanziellen Zukunft zuversichtlich.
Nun zum Sparverhalten: Fünf von sieben Menschen gelingt es, zu sparen. Von diesen wiederum gaben 62 Prozent an, 100 Euro oder mehr im Monat zurücklegen zu können. 25 Prozent der Sparer:innen können sogar mindestens 250 Euro sparen.
Immerhin 28 Prozent der Befragten sparen allerdings gar nicht – nach eigenen Angaben, weil ihnen schlicht das Geld dafür fehle. Vor allem ältere Generationen gaben dies an, ebenso überdurchschnittlich viele Alleinstehende (32 Prozent) und Mieter:innen (34 Prozent). Bei Menschen mit geringer Bildung gab jede:r fünfte Befragte an, nur weniger als 50 Euro im Monat sparen zu können.
Die Deutschen werden zudem ihrem Ruf gerecht, Aktienmuffel zu sein. Laut dem Deutschen Aktieninstitut (DAI) sparten 2023 insgesamt 12,3 Millionen Menschen hierzulande in Aktien, Aktienfonds und ETFs. Das sind 17,6 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren. Dabei schichteten 2023 angesichts höherer Zinsen viele Bürgerinnen und Bürger von Aktien wieder auf sicherere Festgeld- und Tagesgeldkonten um, wie auch Commerzbank-Vorstand Thomas Schaufler, wie er sagt, in Kundengesprächen „überrascht“ bemerkte. Laut DAI sparten 2023 570 000 Menschen weniger in Aktien, Fonds und ETFs als noch ein Jahr zuvor.
Männer fremdeln weniger mit Finanzthemen als Frauen
Das deckt sich mit der aktuellen Commerzbank-Befragung. Tagesgeld, Festgeld und Sparkonten nennen 50 Prozent der Befragten als ihre Wahl beim Sparen, nur 26 Prozent kaufen (gelegentlich) Wertpapiere, 21 Prozent haben einen Bausparvertrag. Sicherheit gilt 52 Prozent der Befragten als High-Kriterium für die Auswahl der Geldanlage – „da weiß ich aber auch, dass ich ganz sicher Geld vernichte bei hoher Inflation“, so Schaufler. Die Rendite ist nur für 35 Prozent der Befragten entscheidend.
Dabei rechnet Schaufler vor, was aus 100 Euro, die man monatlich spart, nach 20 Jahren werden kann: Auf dem Girokonto 24 000 Euro, mit einem Sparprodukt mit einem Prozent Zinsen im Jahr 26 600 Euro, mit einem Sparplan für einen Aktien-ETF und sieben Prozent Rendite each year dagegen 51 000 Euro. Wer nicht in Aktien investiert, diese Erkenntnis ist nicht neu, lässt Renditechancen liegen.
Die Commerzbank-Befragung belegt auch eine weitere bekannte Tatsache: Nämlich, dass Männer weniger mit Finanzthemen fremdeln als Frauen und ihre Finanzbildung positiver einschätzen als Frauen das tun.